Direkt zum Hauptbereich

Expertenwissen: Medizin

Dr. med. Klaus Schnittert
Facharzt für Innere Medizin

Richtig "Trinken"

Eine fachmännische Patienteninformation
von Dr. med. Klaus Schnittert



Jeder Arzt rät Ihnen, trinken Sie viel — das ist wichtig!" wird auf der Homepage eines großen, französischen Getränkeherstellers für „natürliches Mineralwasser" propagiert. Zu der täglichen Flüssigkeitsaufnahme durch die Nahrung von etwa 1 Liter solle man zusätzlich 1,5 Liter „natürliches Mineralwasser" trinken. Wichtig sei, bereits vor dem Auftreten von Durst zu trinken, da bei Durst bereits 0,5% des Körperwassers verloren gegangen seien und damit das Blut „dicker" werde und „langsamer fließe". Dies hätte bereits eine Minderdurchblutung der Muskeln und Gehirnzellen zur Folge und würde zur Abnahme der Leistungsfähigkeit und Konzentrationsfähigkeit führen. 

Der Nährstoff Wasser ist quantitativ der wichtigste Bestandteil des menschlichen Körpers. Je nach Alter, Geschlecht und Körperzusammensetzung variiert der Anteil des Körperwassers am Körpergewicht etwa zwischen 45% und 70%. 
Ohne Wasserzufuhr könnten wir nur wenige Tage überleben. An allen Vorgängen im Körper ist Wasser beteiligt. In jeder Zelle laufen ständig Reaktionen auf Wasserbasis ab. Als Lösungs- und Transportmittel im Blut versorgt es die Zellen mit Nährstoffen, regelt den Stoffwechsel, transportiert Schadstoffe ab, reguliert die Körpertemperatur und den Säure-/Basenhaushalt und ist an der Ausbildung biologischer Strukturen, z.B. Zellmembranen und der Erbsubstanz DNS beteiligt. 
Die ausreichende Durchblutung aller Organe ist entscheidend abhängig vom effektiv zirkulierenden Blutvolumen und da Blut zu über 90% aus Wasser besteht, ist die optimale Wasserversorgung so wichtig. 
Um den täglichen Flüssigkeitsbedarf zu ermitteln brauchen wir einige Fakten. Da ist zunächst die Wasserbilanz. Konzentrieren wir uns auf die Altersgruppe der über 65jährigen. 
Der gesunde Mensch muss täglich eine bestimmte Menge gelöster Substanzen (hauptsächlich Natrium, Kalium und Harnstoff) ausscheiden. Gesunde Nieren benötigen dazu mindestens 700 ml Urin. Da im Alter die Nierenfunktion abnimmt erhöht sich diese Menge auf ca. 1.000 ml. Weitere Flüssigkeitsverluste ergeben sich über den Stuhl, die Haut und die Lunge, macht zusammen weitere ca. 1.100 ml. 
Es versteht sich, dass bei Krankheiten, z.B. starkes Schwitzen bei Fieber oder Durchfällen die Verluste deutlich höher sein können. Dem gegenüber steht die Flüssigkeitsaufnahme über die feste Nahrung von 800 ml und das Oxidationswasser durch die Verstoffwechselung der Nährstoffe von 350 ml. Das erklärt auch, warum man beim Fasten mehr trinken muss. 
Wenn wir die Bilanz erstellen, kommen wir auf Verluste von 2.100 ml und Zufuhr ohne Flüssigkeit von 1.100 ml, d.h. ein täglicher zusätzlicher Bedarf von 1 Liter Flüssigkeit. Liegt bereits eine Nierenkrankheit vor, erhöht sich dieser Bedarf um ca. 200- 300 ml. 
Es hat sich herausgestellt, dass eine deutlich höhere Flüssigkeitszufuhr bei Nierenkranken zu einem schnelleren Verlust der Nierenfunktion führt, d.h. eine 24-h Harnmenge von 1.500 ml ist offensichtlich besser als 2.500 ml und mehr. 
Natürlich gibt es, wie immer im Leben, Ausnahmen: Patienten, die zu Nierensteinen neigen, haben bei höherer Trinkmenge weniger neu gebildete Steine. Darüber hinaus zeigte eine große Studie, dass bei erhöhter Flüssigkeitszufuhr weniger Harnblasentumore auftraten; das gilt besonders für starke Raucher, dem Hauptrisikofaktor für das Blasenkarzinom. 
Zuletzt stellen alte Menschen mit ihrem verminderten Durstgefühl ein Problem dar. Dabei handelt es sich in der Regel um Hochbetagte, die in ihrer Alltagskompetenz eingeschränkt sind oder in Heimen leben. In allen anderen Fällen gilt entgegen dem in der Einleitung Gesagten: Verlassen Sie sich auf Ihr Gefühl. Der gesunde Mensch sollte trinken, wenn er durstig ist. 





Beliebte Posts aus diesem Blog

Arbeit & Umwelt

  Bundesminister Hubertus Heil macht auf seiner Sommertour Stopp in Castrop-Rauxel Natur- und Wasser-Erlebnis-Park steht für die Transformation des Ruhrgebiets Transformation – unter diesem Motto steht die diesjährige Sommertour von Bundesminister für Arbeit und Soziales Hubertus Heil. Zu seinen Stationen im Ruhrgebiet gehörte heute auch der neue Natur- und Wasser-Erlebnis-Park der Emschergenossenschaft in Castrop-Rauxel. Hier, wo heute Besucher*innen durch die Themengärten flanieren und Radfahrer*innen die Natur genießen, flossen einst gleich zwei Köttelbecken durch: die Emscher und der Suderwicher Bach. Mit dem Wandel vom Schmutzwasserfluss zur blau-grünen Oase stehen die Emscher und der neue Park sinnbildlich für den Wandel des Ruhrgebiets zur grünen Industrieregion. Neuer Lebensraum für Tiere und Pflanzen: Gemeinsam mit den Übernahme-Azubis Sven Ole Gonschor (Fachkraft für Abwassertechnik, links) und Hendrik Kranefoer (Wasserbauer, rechts) pflanzte der Bundesminister für Arbeit und

Geschichte , Bildung & Kultur

Bewegende Präsentationen zum Holocaust-Gedenktag am Recklinghäuser Gymnasium Petrinum Eins der insgesamt 31 Projekte: Auf dem Schulhof wurden Gedenktafeln enthüllt mit (v.l.) Bürgermeister Christoph Tesche, Lehrerin Gesa Sebbel, Schulleiter Michael Rembiak, Kantor Isaac Tourgman, Lehrer Martin Willebrand, Musiker Misha Nodelmann, Lehrer Rajanikanta Das und beteiligte Projekt-Schüler*innen. ONsüd-Bild: Stadt RE Neben eindringlichen und mahnenden Reden standen bei der städtischen Veranstaltung zum Holocaust Gedenktag, die in diesem Jahr vom Gymnasium Petrinum gestaltet wurde, vor allem die beeindruckenden und bewegenden Projekte der Schüler*innen im Mittelpunkt. Nach einer multireligiösen Friedensfeier mit Vertreter*innen der beiden christlichen Kirchen, der Jüdischen Kultusgemeinde und der muslimischen Gemeinde in der Gymnasialkirche, fand die städtische Gedenkveranstaltung in der Aula des Gymnasiums statt. Hier richteten sowohl Schulleiter Michael Rembiak als auch Bürgermeister Christo

UMWELT & WIRTSCHAFT

Unternehmen und HyMR fordern von Bundesregierung: Ruhrgebiet soll Modellregion für Wasserstoff werden Berlin/Essen (idr). Die Bundesregierung soll im Ruhrgebiet eine nationale Modellregion für Wasserstoff schaffen. Die Forderung ist Teil eines Positionspapiers der Unternehmen BP Europa, Open Grid Europe, RWE, Thyssenkrupp, Thyssengas und Vonovia sowie der Hydrogen Metropole Ruhr (HyMR), der Wasserstoffinitiative von Regionalverband Ruhr (RVR) und Business Metropole Ruhr (BMR). Das Papier wurde an Bundesjustizminister Dr. Marco Buschmann und Dr. Jörg Kukies, Staatssekretär im Bundeskanzleramt, bei einer Konferenz in Berlin übergeben. ONsüd-KI-Bild erstellt mit Bildgenerator von you.com Zugleich unterzeichneten die Ruhrgebietsunternehmen und die HyMR ein Memorandum of Understanding, in dem sie erklären, beim zügigen Aufbau einer Wasserstoff-Modellregion zusammenzuarbeiten. "Die Metropole Ruhr will Deutschlands Modellregion für Wasserstoff werden. Dieses ambitionierte Ziel bedarf ein